June 15, 2008

"The Postmodernism Generator has given rise to a lot of interesting comment. Many people were impressed or amused by the fact that convincing text can be generated in a genre such as this. I have heard (unsubstantiated) anecdotes about graduate students and academics in the arts, when presented with output from the Postmodernism Generator, reading several paragraphs, or even a page, before realising that it does not make sense. If these are true, this could be the result of a combination of the subjectivity of the disciplines involved and the tendency of people (particularly those not trained in computer science) to not believe that such a text can be produced using an algorithm."
(Andrew C. Bulhak, On the Simulation of Postmodernism and Mental Debility using Recursive Transition Networks, Technical Report 96/264,
Dept. Computer Science, Monash Univ., Melbourne, pdf)
"Which brings me to the last, and in my opinion most dangerous, set of adversaries of the evidence-based worldview in the contemporary world: namely, propagandists, public-relations flacks and spin doctors, along with the politicians and corporations who employ them − in short, all those whose goal is not to analyze honestly the evidence for and against a particular policy, but is simply to manipulate the public into reaching a predetermined conclusion by whatever technique will work, however dishonest or fraudulent. So the issue here is no longer mere muddled thinking or sloppy reasoning; it is fraud. [...]
What remains unchanged in all areas of life, however, is the underlying philosophy: namely, to constrain our theories as strongly as possible by empirical evidence, and to modify or reject those theories that fail to conform to the evidence. That is what I mean by the scientific worldview."
(Alan Sokal, What is science and why should we care?,
Third Annual Sense About Science lecture, 2008, mp3)

June 2, 2008

Der Vollständigkeit halber also auch hier ein Link zu Baumeister:
"Men go to extremes more than women."
Der Feminismus, der sich bekanntlich mit der adäquaten Beschreibung heterogener Kollektive überaus schwer tut, ließe sich somit auch verstehen als das aussichtslose Bemühen, das − statistisch betrachtet − extreme Geschlecht zur Mittelmäßigkeit zu erziehen und das mittelmäßige zum Extrem. Fatal vor allem deshalb, weil ein solches Bemühen zwar auf die (positiv oder negativ) herausragenden Männer zielt, dabei aber stets nur die gewöhnlichen trifft und angesichts der eigenen Erfolglosigkeit sich bis ins Absurde zu steigern bereit ist.
"Mediocrities everywhere − now and to come − I absolve you all."
(Peter Shaffer, Amadeus, act 2, sc. 19, 1979)

November 3, 2007

Natürlich ist das Fernsehen bereits aufgrund der Art und Situation, in der es üblicherweise konsumiert wird, zu einer auch nur orientierenden geistigen Erfassung welches Sachverhaltes auch immer gänzlich ungeeignet. Dass dies ebenso für die übrigen Massenmedien gilt, hat hingegen weniger mit den Medien selbst als mit den sie bevölkernden Gestalten zu tun. Wer etwas kann, wer ein Thema wirklich beherrscht, der wird und ist nun einmal nicht Journalist. Journaille und Exzellenz schließen einander aus.
Journaille und Aktivismus dagegen bilden eine wunderbare Symbiose. Journalisten werden Politiker, Politiker werden Journalisten − der Übergang ist fließend, eine Grenze nicht auszumachen. Schon deshalb nicht, weil beide Sphären nach denselben Persönlichkeitsmerkmalen selektieren. So sind die Massenmedien heute nicht nur ein Zufluchtsort für allerlei Theaterwissenschaftler, Germanistinnen, Schwafler und Klassenclowns, die froh sind, mit ihrer faktischen Nicht-Qualifikation noch ein warmes Plätzchen ergattert zu haben, und die sodann den Rest ihrer Lebenszeit damit herumkriegen, über Dinge zu plappern, von denen sie nicht mehr verstehen als Tante Erna von nebenan. Die Medien sind insbesondere auch ein Sammelbecken für penetrante Möchtegern-Politiker und ideologisierte Aktivisten, denen der Weg demokratischer Legitimation zu anstrengend oder aussichtslos erschien und die daher auf diese Weise eine Abkürzung zu gesellschaftlichem Einfluss suchen.

October 6, 2007

"In diesem Zusammenhang machte die Autorin einen Schlenker zum Dritten Reich. Da sei vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler, aber einiges eben auch sehr gut. Zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter. Die hätten die 68er abgeschafft, und deshalb habe man nun den gesellschaftlichen Salat. Kurz danach war diese Buchvorstellung Gott sei Dank zu Ende."
(Barbara Möller, Hamburger Abendblatt, 7. 9. 2007)
Ich kann nicht beurteilen, ob das Vorgehen von Barbara Möller und ihren Kollegen juristische Relevanz hat − eine moralische hat es in jedem Fall.* Was den hier zitierten Äußerungen folgte, war vor allem eine Demonstration medialer Macht. Es ist eine demokratisch nicht legitimierte Macht, und sie liegt in den Händen von Menschen, die sich bekanntlich weder durch überschießende Intelligenz noch durch charakterliche Integrität besonders auszeichnen.
Früher habe ich mich zuweilen gefragt, weshalb Journalisten im gesellschaftlichen Ansehen so weit unten stehen. Ich stelle mir diese Frage heute nicht mehr. Sie sind genau da, wo sie hingehören. Jeder Mensch hat seinen Platz in der Gesellschaft.
"Die Presse ist heute eine Armee mit sorgfältig organisierten Waffengattungen, mit Journalisten als Offizieren, Lesern als Soldaten. Aber es ist hier wie in jeder Armee: der Soldat gehorcht blind, und die Wechsel in Kriegsziel und Operationsplan vollziehen sich ohne seine Kenntnis. Der Leser weiß nichts von dem, was man mit ihm vorhat, und soll es auch nicht, und er soll auch nicht wissen, welch eine Rolle er damit spielt. Eine furchtbarere Satire auf die Gedankenfreiheit gibt es nicht. Einst durfte man nicht wagen, frei zu denken; jetzt darf man es, aber man kann es nicht mehr. Man will nur noch denken, was man wollen soll, und eben das empfindet man als seine Freiheit."
(Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, Bd. II,
München 1922, S. 580)
Nicht nur profitieren die modernen Medien vom unmündigen Konsumenten − sie selbst bringen ihn zu einem guten Teil erst hervor. Es spielt keine Rolle, was sie wollen oder zu wollen vorgeben. Ihre Wirkung ist buchstäblich antiaufklärerisch. Das ist ein gesellschaftliches Problem.
"If the other-directed people should discover how much needless work they do, discover that their own thoughts and their own lives are quite as interesting as other people's, that, indeed, they no more assuage their loneliness in a crowd of peers than one can assuage one's thirst by drinking sea water, then we might expect them to become more attentive to their own feelings and aspirations. [...]
While I have said many things in this book of which I am unsure, of one thing I am quite sure: the enormous potentialities for diversity in nature's bounty and men's capacity to differentiate their experience can become valued by the individual himself, so that he will not be tempted and coerced into adjustment or, failing adjustment, into anomie. The idea that men are created free and equal is both true and misleading: men are created different; they lose their social freedom and their individual autonomy in seeking to become like each other."
(David Riesman, The Lonely Crowd, New Haven: Yale Univ. Press, 1950)
*Anmerkung 13. 10. 2007
Man mag sich auch fragen, wer hier eigentlich wessen Geschichte benutzt − um was zu erreichen? Bezüge zum Nationalsozialismus (welche ja − anders als von Henryk Broder impliziert − primär nicht von Eva Herman, sondern bereits im vergangenen Jahr von deren Kritikerinnen hergestellt wurden) sind in Zusammenhängen wie dem vorliegenden nicht mehr als läppische Rhetorik, die sich die damit verbundene Abwehrreaktion für die jeweils eigenen, ganz und gar sachfremden Interessen zunutze macht.

July 7, 2007

Wird offenbar nicht verstanden: Die signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich dominierender Merkmale und Fähigkeiten sind das eine, ihre Beziehung zueinander etwas anderes. Dass sich letztere bis heute nicht geändert hat, darauf hat Gerhard Amendt hier − mit einigem psychoanalytischen Ballast − bereits zutreffend hingewiesen. Der Schlussfolgerung allerdings weicht bemerkenswerterweise auch er aus.

June 23, 2007

"Endlich würden viele Frauen zum Hauptverdiener in der Familie und viele Männer die weibliche Lebenssituation kennen lernen. Dann würde sich auch das Problem der Kinderbetreuung sehr schnell lösen."
(Antje Hermenau, 2007)
All jenes "Rollen"- und "Gender"-Gefasel − am Ende landet es immer genau hier: bei der intimen Beziehung zwischen Mann und Frau. Sie soll sich ändern, doch sie ändert sich nicht. Das immerhin muss man den Feministen lassen: Die Idee, es ließe sich in diesem Punkt mit den Instrumenten der Kultur eine Neuordnung bewirken, gehört nach mehreren Jahrzehnten intensiver Bemühungen heute zweifellos zu den am gründlichsten falsifizierten Annahmen unserer Zeit. Dem ungestümen Zorn der "G8-Gegner" mag man zumindest prinzipiell Chancen einräumen, denn die politische und wirtschaftliche Weltordnung ist ohne Frage ein Produkt der Kultur. Aber die Interaktion zwischen männlichen und weiblichen Individuen einer Art − ausgerechnet diese?
"Zugrunde liegt dem auch ein widersinniges Prinzip: Beruflicher Erfolg macht Männer sexy und Frauen einsam. [...]
Arzt und Krankenschwester − das funktioniert. Aber Ärztin und Pfleger − das geht gar nicht, Frauen heiraten sehr selten abwärts. Das Ergebnis: Beim Ringelreihen der Partnerwahl bleiben arme Männer mit mieser Ausbildung übrig so wie gutausgebildete und gutverdienende Frauen. [...]
In einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung nannten Frauen als Hauptgrund für ihre Kinderlosigkeit: Ich finde nicht den richtigen Partner. [...]
Wenn bei Paaren beispielsweise das Geld knapp wird, versuchen nur wenige Frauen, selbst mehr zu verdienen: Die meisten geben erst ihrem Mann Ratschläge, dann setzen sie ihn unter Druck − und wechseln ihn wenn möglich schließlich aus. [...]
Frauen selbst verhalten sich freilich ebenso irrational. 'Wir haben gemerkt, wir stechen in ein Wespennest', sagt der Berliner Soziologe Peter Döge, der mit Kollegen der Frage nachging: Wollen Frauen den neuen Mann überhaupt? Die Antwort: nicht wirklich. Gut die Hälfte der Frauen findet einen Hausmann zwar irgendwie nett − noch mehr finden ihn leider überhaupt nicht männlich."
(Spiegel 17/2006)
"Widersinnig", "irrational" − so geht das diesen gesamten Artikel hindurch. Und durch zahllose andere. Ein Winden und Wenden und ewiges Kreisen.
Die Frage, ob der hermaphroditische Homunculus des Feminismus, ob seine wundersamen "Alpha-Mädchen" mit männlichem Anhängsel jemals in auch nur nennenswertem Umfang gesellschaftliche Realität werden, ist längst beantwortet. Heute bleibt zu fragen, welcher gesellschaftliche Schaden entstehen muss, bis dies von einer relevanten Zahl von Menschen nicht nur ausgesprochen, sondern auch verstanden wird. Und wieviele junge Männer bis dahin noch ihre Zukunft den Phantastereien einer Handvoll ideologisierter Kreischfuchteln aus Politik und Medien werden opfern müssen. Ein Verlust, den sie − soviel lässt sich heute wohl sagen − irgendwann auf ihre Weise zurückfordern werden.

June 10, 2007

"Then there was the student who filed an ethics violation claim because her women's studies professor, on the first day of class, had required all 'heterosexist' students to identify themselves by standing up - she had banned men from the classroom so these were all women - and told them flat out that there would be fewer of them left standing by the end of term. One might think such stories illustrate an extremist position that did not prevail more generally. But if you reread some of the feminist 'classics' of the era, a disturbing picture emerges. [...]
According to Nathanson and Young, the extremist position has by now become accepted in received legal opinion and popular culture. The second volume of a projected trilogy, Legalizing Misandry tells a dismal story. [...]
The authors interweave public perceptions of men with what is happening in our laws, our educational systems, our welfare institutions, and our workplaces. Ideologically driven 'misandric' notions are perpetrated by an elite culture that is tough on anyone who dares to dissent. The evidence they have amassed is impressive and concerning. The book has no fewer that thirteen appendices and 120 pages of footnotes. [...]
This book is no fun to read, and there are moments when the gallery of horrors is too much. But they should not be dismissed as antifeminists or reactionaries. Anyone who cares about the human goods of justice and equality should take note. [...] Nathanson and Young do not find attractive a society that makes ugly assumptions about half of its members. None of us should."
(Jean Bethke Elshtain, The Times Literary Supplement, 30. 3. 2007)

June 7, 2007

"Auch junge Frauen suchen nach wie vor Männer, die nach Möglichkeit besser gebildet sind und vor allem gut verdienen. Bei Männern ist eher das schöne Gesicht ausschlaggebend. Diese Ergebnisse sind überraschend, weil ja inzwischen ganz andere Rollen diskutiert werden.
Woran liegt es, dass die Emanzipation in dieser Hinsicht nicht weiter ist?
Das könnte daran liegen, dass geschlechtsspezifische Muster viel tiefer eingegraben sind, als man denkt. Zwar sind die Studienanfängerinnen inzwischen in der Überzahl, und in Zukunft wird es mehr Frauen mit einem Studienabschluss geben als Männer. Das heißt, dass sich die traditionellen Vorstellungen hinsichtlich Berufstätigkeit und Einkommen eigentlich auflösen müssten. Danach sieht es aber nicht aus."
"Die Beziehungen zwischen Männern und Frauen sind ein Produkt der Kultur und lassen sich daher mit den Mitteln der Kultur nach Belieben formen." − Weitaus bemerkenswerter als diese Hypothese selbst ist die Hartnäckigkeit, mit der gegen alle Empirie daran festgehalten wird. Lieber opfert man Rechtsstaatlichkeit und menschliche Vernunft als seinen Traum vom neuen Menschen.

June 3, 2007

"Stuttgarter Nachrichten verstehen die Aids-Statistik nicht."
Die geringfügigen Abweichungen sind wohl verschiedenen Zeitpunkten des Datenstandes zuzuschreiben. Abrufen lassen sich die Daten hier. (Für einen Vergleich der Zahlen für Männer und Frauen nach Jahren ist der Meldeweg "nichtnamentlich direkt an das RKI" und dort "HIV" zu wählen, danach im Abschnitt "Zeit" unter "Jahr" "--- Alle ---" sowie ein Haken im nebenstehenden Kästchen und schließlich im Abschnitt "Anzeige" unter "Kreuztabelle" die Option "Geschlecht". Regionale Beschränkung unter "Ort".)
Offenbar hat man bei den Stuttgarter Nachrichten nicht nur die Statistik nicht verstanden, sondern ebensowenig den Unterschied zwischen HIV-Infektion und AIDS. Verstanden hat man wohl nur eines: Immer und überall und von allem sind "Frauen besonders betroffen" − Zahlen hin oder her.

May 26, 2007

Es wurde bereits verschiedentlich darauf hingewiesen, dass das inzwischen recht modisch gewordene "Krisen"- und "Jammerlappen"-Geschnatter, welches reflexartig einsetzt, sobald Männer Gerechtigkeit einfordern, immer und wohl sogar in erster Linie den Appell an ein höchst traditionelles Ideal von Männlichkeit transportiert, in dem Männer das ihnen widerfahrene Unrecht nicht etwa benennen und bekämpfen, sondern zugunsten ihres gesellschaftlichen Funktionierens schweigend erdulden. Natürlich ist ein solches Verhalten für Feministen außerordentlich bequem und wird entsprechend mittels der genannten Beschämung nach Kräften unterstützt.
Zugleich ist die heute zumindest in Journaillenkreisen verbreitete Aufteilung − Frauen in fordernder Leidensgeste (aus der auch die moralische Rechtfertigung für auftrumpfende "Frauen sind besser"-Rhetorik bezogen wird), Männer in selbstbezichtigender Helfer- und Beschützergeste − für die Beteiligten selbst offenbar durchaus attraktiv, sonst würde sie nicht über Jahre hinweg in immer gleicher Form ritualisiert ablaufen.
Frauen sagen:
Ihr Männer müsst endlich dieses, damit wir Frauen jenes.
Männer sagen:
Wir Männer müssen endlich dieses, damit die Frauen jenes.
Zuweilen wird dieses Muster noch erweitert um bemühte und wortreiche Ausführungen, weshalb all das im Grunde auch für Männer ganz toll sei − die durchweg gynozentrische Ausrichtung des gesamten Denkens und Empfindens bleibt dabei jedoch stets offensichtlich.
Nachtrag
Wie passend: Habe gestern abend ein kurzes Gespräch mit dem Chefredakteur irgendeines Frauenheftchens gesehen, der aus der ihn täglich umgebenden "Melodie" von Frauenstimmen für seine "Leserinnen, äh, Leser" eine Anleitung zur feminismuskompatiblen Männlichkeit destilliert hat. Erinnerte ein wenig an Dieter Otten und seine Ottensritter. Denkblockade Feminismus in vivo.

April 29, 2007

"I did not write this work merely with the aim of setting the exegetical record straight. My larger target is those contemporaries who -- in repeated acts of wish-fulfillment -- have appropriated conclusions from the philosophy of science and put them to work in aid of a variety of social cum political causes for which those conclusions are ill adapted. Feminists, religious apologists (including 'creation scientists'), counterculturalists, neoconservatives, and a host of other curious fellow-travelers have claimed to find crucial grist for their mills in, for instance, the avowed incommensurability and underdetermination of scientific theories. The displacement of the idea that facts and evidence matter by the idea that everything boils down to subjective interests and perspectives is -- second only to American political campaigns -- the most prominent and pernicious manifestation of anti-intellectualism in our time."
(Larry Laudan, Science and Relativism, Chicago 1990, p. x)

April 22, 2007

Auf jener öffentlichen Bühne, welche von den traditionellen Medien geschaffen und kontrolliert wird, ist eine geistige Entwicklung wohl unter anderem auch deshalb so schwierig, weil sie dominiert ist von halbgebildeten Schwaflern aus den Sprachenfächern, von diesen unerträglichen Feuilletonfuzzis, die es fertig bringen, ganze Seiten mit ihren rhetorischen Mätzchen zu füllen, ohne auch nur eine einzige klare Aussage zu produzieren. Nicht ohne Grund wird etwa das chronisch rezidivierende misandrische Gezeter bei der ZEIT regelmäßig von irgendwelchen Büchertanten verfasst, die von Naturwissenschaft, Statistik oder gar Mathematik erkennbar keine Ahnung haben und in deren Denken diese Disziplinen und ihre Methoden folglich auch nicht stattfinden können. Ihr Bild von der Welt besteht aus Meinung, Subjektivität und Interpretation − "Küchentischpsychologie", wie Susanne Gaschke es unlängst in einem einem Augenblick verblüffender Selbstreflexion zutreffend nannte. Und wenn jemand eine Wahrheit ausspricht, die ihnen nicht gefällt, dann sind sie eben "anderer Meinung". Schlechte Voraussetzungen für einen Erkenntnisprozess.

April 17, 2007

"Nathanson and Young have collaborated for many years on research projects. [...] Having disposed of the negatives stereotypes and tendentious half-truths about men that have led to the polarization of men and women, they will re-open the topics of maleness and masculinity from both historical and cross-cultural points of view in a third volume: Transcending Misandry: Toward Intersexual Dialogue. Another manuscript related to this project is Beyond the Fall of Man: Ideological Feminism, Secular Religion, and the Conspiracy Theory of History.
Underlying their collaborative work are several closely related problems that afflict modern democracies: the close relation between extreme individualism (which focuses exclusively on personal rights) and extreme collectivism (which focuses exclusively on the group rights of ethnic, linguistic, religious, sexual, or other minorities); the relation of both to society as a whole; the rhetoric of rights and its relation to the culture of entitlement; the moral implications of political ideologies; the shift from political ideologies as secular religions of the few to political ideologies as civil religions of the state; and, ultimately, the possibility of "dialogue" between conflicting groups."

April 13, 2007

"Deshalb suchen die Leserinnen und Leser Orientierung. Wenn die Regierung sie nicht geben kann, dann wenigstens wir. Ich glaube, dass 'Die Zeit' ein Orientierungsmedium ist."
(Giovanni di Lorenzo, SonntagsZeitung, Online-Archiv)
Die Supernanny aus dem Pressehaus erklärt ihren orientierungslosen Leserinnen die Welt. Oder ist es doch eher umgekehrt? Bei Lichte besehen jedenfalls recht offensichtlich, wer sich hier an wem orientiert. Vielleicht jedoch ist auch dies nur folgerichtig.
Da Journalisten Wissen naturgemäß nicht generieren, sondern lediglich transportieren, und da eben diese Leistung in Zeiten universeller Verfügbarkeit von Informationen kaum noch gefragt ist, stehen sie angesichts einer bereits heute erheblichen journalistischen Redundanz wohl zunehmend vor der Frage, was sie ihren Konsumenten eigentlich noch bieten können. Denn was di Lorenzo hier "Orientierung" nennt, ist in der Praxis ein unqualifizierter Brei aus impliziten Wertungen, subjektiven Meinungsäußerungen, falschen Interpretationen und Auslassungen, aus dem sich der Leser den nackten Kern der Information − sofern überhaupt noch möglich − mühsam erst wieder herausschälen muss. Warum sollte er diesen Aufwand betreiben, wenn er auf Primärquellen und echte Sachkenntnis mit ein paar Mausklicks problemlos selbst zugreifen kann?
Orientierung im Stimmengewirr der vermeintlichen und tatsächlichen Experten ausgerechnet von Journalisten zu erwarten, erscheint reichlich naiv. Die Beurteilung von Kompetenz setzt nun einmal zumindest Kompetenz voraus.
Das Ergebnis ist nicht nur in der ZEIT-Redaktion, sondern ebenso in den öffentlich-rechtlichen Stuhlkreisen zu bewundern, wo eine mediale Schöngeist-Schickeria ihre öden Rituale zelebriert: mitmachen, dazugehören, dabeisein. Und dann und wann ein Zirkuspferd.
Mitlaufen - eine deutsche Tugend? Wohl kaum. Eine journalistische auf jeden Fall.
"Wir können sagen, wir sind dabeigewesen."
(Maybrit Illner in "Maybrit Illner", 2007)

March 4, 2007

"Hans Schuh-Tschan beginnt gegen 15.05 Uhr mit der Blattkritik der aktuellen Ausgabe. [...]
Besonders lobt er die vielen Grafiken und Illustrationen, die ihn 'anmachen' - im Gegensatz zur Beilage, die ihn nicht 'anmachte', wie er schwitzend betont. [...]
Als Hans Schuh-Tschan seine Blattkritik abschließt, klopfen die Kollegen respektvoll auf den Tisch.
Danach folgt Giovanni di Lorenzo mit seiner kurzen, acht-minütigen Besprechung der letzten Ausgabe. Soviel habe er auch gar nicht zu sagen, wie er beginnt. Besonders die neuen Verkaufszahlen werden vom Zeit-Chef gelobt – die höchsten seit dem vergangenen Irak-Krieg. Das freut auch die Umsitzenden."
(politikorange, Bericht von den Jugendmedientagen 2005)
"Wächter der Demokratie" - so sehen sich Journalisten gern. Und die gesellschaftliche Bedeutung, die dieser Begriff impliziert, ist vermutlich zumindest für einen Teil durchaus von identitätsstiftendem Wert. "Anmachen" freilich klingt nicht eben nach Wächteramt. Eher nach Prostitution. Eine Entwicklung, die in der Selbstwahrnehmung zahlreicher Mitarbeiter insbesondere der sog. "Qualitätsmedien" offenbar bislang nicht angekommen ist.
"Den meisten Journalisten der Mainstream-Medien muß man zugute halten, daß sie auch nach 20 und mehr Berufsjahren noch immer nicht begriffen haben, wie der Hase wirklich läuft, denn üblicher- und bequemerweise endet die Einsichtsmöglichkeit in die Zusammenhänge bei der Chefredaktion, die im wesentlichen eine Aufgabe hat: die meist lupenreinen wirtschaftlichen Interessen der Verlagsführung in philosophische Phantasien vom demokratischen Wächteramt der Presse/Medien zu kleiden. Und die Redaktion spielt mit, denn sie hat gar keine andere Wahl - außer Berufswechsel oder Arbeitslosigkeit. [...]
Allen Mainstream-Redakteuren der schleimenden Zunft sei gesagt: Wie bodenlos arrogant, unendlich selbstgefällig, grenzenlos oberflächlich, kurzsichtig, charakterlos und dumm muss man sein, um diesen offenkundigen Mist an verfälschter Berichterstattung dem Leser als 'Journalismus' aufzutischen. Es schlägt dem Faß die Krone ins Gesicht, dass ihr euch dabei noch aufplustert als kritische Geister und Würdenträger der Wahrheit. Waren frühere Werbeagenturen als dreiste Berufslügner verschrieen, so habt ihr sie darin himmelhoch übertroffen! Gegenüber euren 'Exemplaren' ist ein Aldi-Prospekt im Briefkasten ein regelrechtes Wahrheitsmanifest."
(Saar-Echo, 12. 3. 2006)

February 18, 2007

"Was ist weiblich?"
(ZEIT, Titel 17/2005)
"Wir brauchen einen neuen Feminismus"
(ZEIT, Titel 35/2006)
"Die Frauen und die Macht"
(ZEIT Geschichte, Titel 04/2006)
"Wie Frauen Macht ausüben"
(ZEIT, Titel 47/2006)
"Frauen sind auch nur Männer"
(ZEIT Wissen, Titel 01/2007)
Könnte man glatt für eine produktübergreifende Serie halten. Titel:
"Kauf mich! − Warum Frauen ihr Geld jetzt unbedingt dem ZEIT-Verlag geben sollten"

February 17, 2007

"Sichern Sie sich jetzt 3 aktuelle Ausgaben der ZEIT gratis. Und wenn Sie weiterlesen, erhalten Sie die attraktive ZEIT-Armbanduhr als Geschenk!"
(Giovanni di Lorenzo, ZEIT online, 40/2004)
Hand aufs Herz: Was würde diesem Land fehlen, wenn es die ZEIT nicht gäbe − abgesehen von attraktiven Armbanduhren?

January 21, 2007

"Ich wünsche mir, dass Die ZEIT ernst und ehrlich bleibt. Dass sie auch 2006 den Anfechtungen des Zeitgeistes, der nur nach der finanziellen Bilanz fragt, und jeder 'Political Correctness' widersteht."
(Sabine Rückert, DIE ZEIT, 29. 12. 2005)
"Die Kampagne 'Was ist männlich?' hat ein Werbevolumen von rund 500.000 Euro. Sie wurde In-house realisiert. Anzeigen erscheinen in reichweitenstarken Titeln wie Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Süddeutsche Zeitung, Welt, Welt am Sonntag, Financial Times Deutschland, Frankfurter Rundschau, taz, Wirtschaftswoche, Handelsblatt und Tagesspiegel. Durch 18/1 Großflächenplakate erreicht die Kampagne besondere Aufmerksamkeit."
(Pressemitteilung der ZEIT, 31. 5. 2006)

January 07, 2007

"Die Zeit folgt dem Grundsatz, sich Moden und Mätzchen zu widersetzen."
(Giovanni di Lorenzo, Süddeutsche Zeitung, 18. 2. 2006)
"Was ist ein Mann? Ich habe meine drei Töchter gefragt. Die erste Tochter sagt: Männer sind doof. Die zweite Tochter sagt: Männer finden sich selbst immer toll. Die dritte Tochter sagt: Bei den Männern klemmt es zwischen den beiden Gehirnhälften."
(Iris Radisch, DIE ZEIT, 14. 6. 2006)
Das Zitat von Iris Radisch stammt aus der Serie "Was ist männlich?", mit der man bei der ZEIT an den Erfolg des Vorjahres ("Was ist weiblich?") anknüpfen und während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 das weibliche Publikum ansprechen wollte.
Nicht nur, aber vor allem bei der ZEIT häufen sich in der jüngeren Vergangenheit Artikel und Titelgeschichten, die erkennbar nicht von inhaltlichem, sondern von kommerziellem Interesse geleitet sind. Das ist nicht prinzipiell verwerflich. Man sollte es nur wissen. Und man kann sich freilich fragen, was eine Zeitung noch wert ist, die Wahrheiten verschweigt, wenn sie befürchtet, dass ihre Leserinnen sie nicht hören wollen.

December 04, 2006

"Nach 'Der gebrauchte Mann' [...] gelang es mir lange nicht, auch nur einen einzigen neuen Buchvertrag abzuschließen. Begründung: Meine Reputation im weiblich dominierten Buchhandel sei nach diesem frauenfeindlichen Buch zu schlecht. [...]
Natürlich ahnte ich, worauf ich mich einließ, als ich während der Recherche zu meinen Büchern 'Alles Ehe oder was?' und zwei weiteren bereits vergriffenen Arbeiten über Vergewaltigung und Untreue in Paarbeziehungen auf die skandalösen Machenschaften vieler im Scheidungskrieg zu biestischer Höchstform auflaufenden Mütter im Verbund mit Gerichten und Jugendämtern stieß. [...]
Dennoch hatte ich unterschätzt, wie hart mir der Wind aus dem 'von Schwester zu Schwester' besetzten Lager entgegenblasen würde. Unterschätzt hatte ich vor allem, wie weit eingeschränkt die viel gepriesene Pressefreiheit und wie fortgeschritten die Zensur gegen Tabu-Themen ist. Es muss nicht offiziell erklärt werden, dass darüber oder darüber prizipiell nicht berichtet wird. Es muss nicht immer so sein wie bei 'Spiegel-TV', wo mir eine der Moderatorinnen am Telefon hämisch mitteilte, an meinen 'Jammertiraden über Scheißkerle' sei niemand interessiert. Oder wie bei einer ZDF-Redaktion, deren Leiter und mit ihm mehrere Mitarbeiterinnen sich zunächst sogar interessiert zeigten, dann aber einräumen mussten, dass sie das Thema nicht gegen den Widerstand des Chefs durchbekämen, weil dieser fürchte, es werde die überwiegend weiblichen Zuschauerinnen verprellen und 'ein Quotenkiller' sein."
(Karin Jäckel, Deutschland frisst seine Kinder, Reinbek 2000, S. 129f.)